EINE TOUR VON TOR ... ZU TOR

Zwischen Berlin und Potsdam mit dem Rad
30 Kilometer liegen zwischen dem Brandenburger Tor in Potsdam und dem bekannteren Pendant in Berlin. Sportliche Radfahrer schaffen die Strecke von City zu City in weniger als 90 Minuten.
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Start ist am Brandenburger Tor in Potsdam. Das Wahrzeichen am Luisenplatz ist um 1770 erbaut und damit rund 20 Jahre älter als das in der Berliner City, zudem ballen sich weniger Touristen ringsherum. So bleibt genug Raum, um vor dem Sport noch eine Besonderheit zu entdecken: Das Stadttor sieht von beiden Seiten völlig unterschiedlich aus, da jede Seite von einem anderen Architekten entworfen wurde. Dann wird losgestrampelt.

Auf gelbem Asphalt geht es den breiten Mittelstreifen von Schopenhauerstraße und Hegelallee entlang vorbei am Jägertor und dem Nauener Tor, womit man dann auch in wenigen Minuten alle drei erhaltenen Potsdamer Stadttore gesehen hat. Radfahrer und Fußgänger teilen sich den fünfeinhalb Meter breiten Weg, den man mit dem Rennrad für langsames Einfahren nutzen sollte, da es auf der Promenade ziemlich wuselig zugehen kann. Samstags ist am Nauener Tor Delikatessenmarkt, der sich für einen Brunch anbietet. Wer nicht schlemmen möchte, wechselt lieber auf die Straße, da die Stände dicht an dicht stehen.
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Die Tour in Kürze 1

> Vom Brandenburger Tor nördlich auf die Schopenhauerstraße
> rechts auf die Hegelallee
> geradeaus auf der Kurfürstenstraße
> rechts auf der Hans-Thoma-Straße
> links auf die Berliner Straße
> geradeaus über die Glienicker Brücke und die Königstraße
> links auf den Kronprinzessinnenweg
> geradeaus über den Königsweg bis kurz vor den S-Bahnhof Grunewald.
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Brandenburger Tor

Das Potsdamer Wahrzeichen am Luisenplatz ist rund 20 Jahre älter als das Tor in Berlin.
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Markt am Nauener Tor

Samstags gibt es hier Delikatessen, dafür wird es auf dem Radweg eng.
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Eigene Wege fahren

Ab der Berliner Straße haben Radler Vorfahrt.
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Highlight Glienicker Brücke

Auf der malerischen Agentenbrücke lohnt ein Stopp für den Blick über die Havel.
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Puls hoch am Schäferberg

Am Scheitelpunkt des Berges mit Fernmeldeturm hat man 50 Höhenmeter geschafft.
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Radtreifen endet

In Wannsee steht man vor der Wahl, auf der Straße oder dem holprigen Radweg zu radeln.
Weiter geht es ohnehin auf einem markierten Radstreifen auf der Kurfürstenstraße vorbei am Holländischen Viertel, neben den vielen Schlössern sind die roten Backsteinhäuschen wohl Potsdams bekannteste Attraktion. Allerdings sollte man den Blick nicht zu sehr auf die Häuser schweifen lassen, da Autofahrer auch mal ohne Schulterblick rechts abbiegen und man als Radler besser bremsbereit sein sollte. Über Hans-Thoma-Straße und Gutenbergstraße geht es zur Berliner Straße. Ab hier kann man den Puls hochtreiben: Auf einer Fahrradstraße neben der eigentlichen Berliner Straße geht es durchs Villenviertel. Schnell erreicht man die berühmte Glienicker Brücke, die Grenze von Potsdam und Berlin. Ein kurzer Stopp lohnt sich bei diesem Ausblick: Im Osten thront das Schloss Babelsberg über der Havel, im Westen scheint die Sacrower Heilandskirche im Wasser zu stehen.

Ab jetzt wird der Blick vom Wald verengt, und es wird schweißtreibend: Auf einem breiten Radstreifen auf der B1 geht es den Schäferberg hoch. Wer glaubt, Berlin sei flach, wird hier eines Besseren belehrt. Der Anstieg ist zwar nicht sehr steil, zieht sich aber. Im Wiegetritt geht es voran, am Scheitelpunkt zeigt das Navigationsgerät 81 Höhenmeter an – gut 50 mehr als beim Start. Auch die Abfahrt zieht sich, entsprechend zügig gleitet man nach Wannsee. Hier hat man die Wahl: Der Radstreifen wird auf einen holprigen Plattenweg neben der Fahrbahn geleitet. Den muss man aber nicht benutzen, die meisten Radler bleiben hier denn auch auf der zweispurigen Straße, die nur mäßig befahren ist. Gleich hinter der Brücke, unter der das Wasser zwischen Großem und Kleinem Wannsee fließt, geht es links auf den Kronprinzessinnenweg und vorbei am Bahnhof Wannsee. Auch hier kann man statt auf holprigen früheren Radwegen direkt auf der breiten Straße fahren, die blauen Radwegschilder wurden vor Jahren abgeschraubt.
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Die Tour in Kürze 2

> Rechts auf die Auerbachstraße
> links auf die Fontanestraße
> geradeaus auf der Trabener Straße
> links auf den Trabener Steg
> geradeaus auf der Bornstedter Straße
> rechts auf den Kurfürstendamm, an Ampel Straße queren und links auf Kurfürstendamm
> links auf die Joachimsthaler Straße
> rechts auf die Kantstraße
> rechts auf die Budapester Straße
> links auf Budapester Straße
> links auf Hofjägerallee
> Großer Stern erste Ausfahrt.
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Grüne Rennstrecke

Kurz hinter der Spanischen Allee beginnt der autofreie Weg durch den Grunewald.
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Unter die Gleise

Durch die Unterführung geht es ins Villenviertel des Grunewalds.
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Stolperstelle Trabener Steg

Die Brücke über die A100 mit ihren gepflasterten Zufahrten ist nichts für schmale Reifen.
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Schnelle Einkaufsmeile

Auf dem Kurfürstendamm kann man die Busspur mitbenutzen und im Berufsverkehr an Autos vorbeifahren.
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Beschädigte City

Auf der Straße des 17. Juni nutzt man den holprigen Radweg oder fährt parallel durch den Tiergarten.
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Brandenburger Tor

Geschafft! Nach 30 Kilometern ist man am Touristen-Mekka.
Kurz hinter dem Abzweig zum Strandbad Wannsee beginnt Berlins wohl bekannteste Rennpiste für Radler: Wo Autos nach links auf die Havelchaussee müssen, fährt man geradeaus auf der Straße, die nur für Radler, Skater und Fußgänger offen ist und parallel zur A115 durch den Grunewald führt. Schilder mahnen zur gegenseitigen Rücksicht. Genug Platz ist für alle da: Inlineskater rollen wie zur Polonaise hintereinander, um den Windschatten auszunutzen. Radreisende mit dicken Taschen schnauben auf den letzten Kilometern bis zum Urlaub in der Hauptstadt, hechelnde Jogger sehnen den S-Bahnhof Grunewald herbei.

Die Bahnhofsgleise unterquert man auf der Auerbachstraße, dann geht es auf der kaum befahrenen Trabener Straße durch die Grunewalder Villengegend. Am Halensee wird die Straße zum reinen Fuß- und Radweg. Spätestens hier muss man das Tempo deutlich drosseln: Der Weg ist schmal und die A100 quert man auf dem Trabener Steg, zwar getrennt vom Autoverkehr, die Auf- und Abfahrten sind aber gepflastert und haben flache Stufen. Ein Balanceakt mit schmalen Rennradreifen. Über die Bornstedter Straße gelangt man schließlich am S-Bahnhof Halensee auf den Kurfürstendamm. Das Linksabbiegen auf die Flaniermeile ist verboten, deshalb ist ein kurzer Schlenker nach rechts zur Schwarzbacher Straße nötig, um dann um 180 Grad zu drehen. Ab hier kann man das Tempo aber dauerhaft hochschrauben: Die Busspur ist für Radfahrer freigegeben. Wenn sich nicht gerade Busfahrer einen Spaß daraus machen, den Radler zu überholen, um direkt vor ihm an einer Haltestelle wieder zu stoppen, kommt man gut durch. Ab und an stehen Falschparker im Weg, für City-Verhältnisse ist die Route aber entspannt. Und im Berufsverkehr macht es auch einfach Spaß, an der auf der linken Spur stehenden Autoschlange vorbeizubrausen, bis man vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche steht.

Radschnellwege durch Berlin

Zwischen dem Wannsee und der A100 gehört die Route zu den zehn Radschnellverbindungen, die die Stadt Berlin in den kommenden Jahren ausbauen will. Mindestens 100 Kilometer dieser meist vom Auto- und Fußverkehr getrennten Wege sollen laut Mobilitätsgesetz entstehen. Mit dem Baubeginn ist laut Senat aber nicht vor 2022 zu rechnen. Radschnellwege sind so konzipiert, dass Radfahrer an Kreuzungen grundsätzlich Vorrang haben. Wenn in beide Richtungen gefahren werden kann, müssen die Wege mindestens vier Meter breit sein. Die genaue Streckenführung ist noch nicht auf allen Abschnitten klar.
Um sie herum geht es auf Radstreifen auf der Fahrbahn links auf die Joachimsthaler Straße und dann rechts auf Kant-und Budapester Straße. Das Kirchenmahnmal in Kombination mit dem Bikini Berlin und dem Elefantentor des Zoos bieten eine Mini-Architekturausstellung auf wenigen hundert Metern. Links der Budapester Straße weiter folgend radelt man über den Landwehrkanal und vorbei an mehreren Länderbotschaften, bis es links auf die Hofjägerallee geht und man auf die Siegessäule zusteuert. Über die Straße des 17. Juni erreicht man schließlich das Ziel: das zweite Brandenburger Tor des Tages. Sportliche Fahrer schaffen die Strecke trotz einiger Ampeln in weniger als 90 Minuten. Wer ab und an mal halten möchte, sollte lieber knapp zwei Stunden einplanen.
Enrico Bellin
Advertorial
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FOTOS Enrico Bellin, Sebastian Gabsch, Stefan Jacobs; ILLUSTRATION Suse Grützmacher

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